Pfui!

Vor fünf Tagen hat Urbia.de einen Artikel über Mütter, die nach einer Trennung ohne die Kinder ausziehen, geteilt. Unter anderem habe ich mich dafür interviewen lassen und sogar einen Artikel aus meiner Sicht geschrieben. Mir war klar, dass bei Urbia andere Leser sind als in meinem Blog. Mir war auch klar, dass es da nicht so sanft zugehen wird. Aber was das mit mir machen würde, war mir nicht klar.

Hier ein Ausschnitt der bösesten Kommentare auf FB:

pfui

Jaaaaa. Ich weiß, was jetzt viele denken. Das sind diese doofen Internet-User, die zu viel Zeit zum Kommentieren haben und zudem nicht den IQ eines Durchschnittsbürgers besitzen. Die sind einfach so.

Damit habe ich mich auch ein paar Tage über Wasser gehalten, ich habe sogar aufgehört – recht schnell – die Kommentare zu lesen und sie jetzt erst für diesen Beitrag vollumfänglich studiert. Aber dieses Pfui! – das hatte ich gelesen und das verfolgt mich. Kennt ihr diese Game-of-Thrones-Szene mit dem Gang der Buße? Als die Königin Cersei, weil sie eine Sünde begangen hatte – aus kirchlicher Sicht – entkleidet einen vorgesehenen Weg ablaufen musste und sich dem Spott und der Häme des Volkes ausliefern lassen musste? So fühlt sich dieses Pfui an.

Ich weiß, das ist nur eine einzelne Stimme von sehr vielen Stimmen, die nicht so reden und mir sogar zusprechen. Und dennoch, mir passiert das ganz ähnlich auch im echten Leben. Erst kürzlich unterhielt ich mich mit einer sehr gebildeten, kinderlosen Mittdreißigerin. Sie fragte mich, wie ich das mit dem vielen Arbeiten und den Kindern machen würde und ich erklärte, dass die Kinder bei ihrem Papa leben und ich die Montage sowie Freitage übernehme, dazwischen aber eben Vollzeit arbeiten könne. Ihre Reaktion war durchaus interessant. Erstens rückte sie von mir weg, zuvor war sie mir rein körpersprachlich zugewandt und anschließend beendete sie das Gespräch recht kühl und ich merkte, dass sie mit dieser Information überhaupt nicht zurecht kam. Der Rahmen, indem wir uns bewegten, erlaubte kein „Pfui“ und auch kein „Ekelhaft“ und dennoch: es stand im Raum, dass sie mit dieser Information überhaupt nicht umgehen konnte.

Diese Reaktionen verfolgen mich – ob ich will oder nicht – bis in meine Träume. Erst vor kurzem hatte ich einen, indem ich bitterlich weinte und zusammenbrach. Ich weiß nicht mehr genau, wie und warum, aber ich weiß, es ging darum, dass ich als Mutter meine Kinder bei ihrem Vater ließ. Wie sich das schon anhört. Das ist meine Tat: Ich trennte mich und ließ die Kinder bei ihrem Vater. Oh. Mein. Gott. Bei ihrem Vater!!!! Der sie gezeugt hat und liebt. Der sie zwar nicht neun Monate im Bauch trug, aber wickelte und trug und was weiß ich noch alles. Wir haben uns getrennt und nicht er ist ausgezogen, sondern ich. Ich sehe sie von 14 Tagen an sechs Tagen und ihnen geht es super. Im Kindergarten haben mir erst vor kurzem – unabhängig voneinander – zwei Erzieherinnen gesagt, dass wir das wohl sehr gut machen würden, weil unser Kinder sehr aufgeschlossen und gelöst seien. Das soll uns ein „normal“ getrenntes Paar erst einmal nachmachen.

Ich bin das alles so unfassbar leid und ich bin müde darum, wie hässlich diese Gesellschaft sein kann. Ich bereue es kein Stück Mutter geworden zu sein. Aber ich hasse es, wie Mütter behandelt werden. Sie sollen überirdisch sein und werden dennoch unterirdisch behandelt. Jeden Scheiß darf man ihnen an den Kopf schmeißen, man darf sie nackt ausziehen und durch die Stadt jagen und Pfui oder Shame! rufen. Und  by the way Urbia, ich denke, es wäre eure Pflicht gewesen, diesen Facebook-Thread entsprechend zu moderieren. So wie es zum guten Ton gehört, dass (feministische) Männer für Frauen einstehen.

In meinem Blog fühle ich mich sicher. Hier wurde ich noch nie derb angeredet. Hier kam schon Kritik und das ist okay, aber ich musste noch niemals einen Kommentar blocken. Es tut mir leid, dass euch mein Wutbeitrag begegnet, aber ich habe beschlossen, dass ich das nicht allein mit mir ausmache und dass ich all das spiegel. Weil ich es leid bin. Und weil ich saumäßig wütend bin.

Es ist nichts – gar nichts! – passiert. Denn meine Kinder lachen, singen, malen bunte Bilder. Das hier sind alles nur Grenzen im Kopf. 

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36 Antworten zu Pfui!

  1. Anna schreibt:

    Es ist immer das Gleiche: Sobald man von festgefahrenen „Regeln“ abweicht, werden selbst die Liberalsten, ach so Aufgeschlossenen, plötzlich zu Verfechtern von Tradition. Und dabei ist es völlig egal, ob alle _wirklich_ Beteiligten mit der Entscheidung einverstanden und zufrieden sind. Du hast jedes Recht angekotzt zu sein davon. Und jedes Recht, Dein Leben so zu gestalten, wie Du es für richtig hältst. Und rechtfertigen mußt Du Dich auch nicht, denn warum um alles in der Welt sollte ein liebender Vater sich schlechter um die Kinder kümmern als deren Mutter. Du hast sie nicht im Stich gelassen, Du bist für sie da und nur das zählt.

    Viele Grüße und die besten Wünsche aus Berlin,
    Anna

  2. Gabi schreibt:

    Es ist einzig noch zu ungewöhnlich als das es bei vielen kommentarlos durchrutscht. Und es wird Vätern keine Teilzeit zugetraut.
    Und jeder muss schlussendlich als Familie selbst entscheiden wie man lebt.

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Ich hoffe, dass ich ein ganz klein wenig dazu beitragen kann, dass es nicht mehr ganz so ungewöhnlich ist. Denn die meisten verstecken sich, genau aus dem Grund, den ich beschrieb. Ich glaube ganz fest, dass darüber reden hilft. Also eigentlich. Und langfristig. 🙂

  3. Ein Großteil der Menschen kann mit andersartigen Lebenseinstellungen und Lebenswegen nicht umgehen. Oftmals sind es Menschen, die nicht unbedingt über den Tellerrand hinaus schauen können oder wollen.

    Wir sind eine Patchworkfamilie, in der der Vater Frau ist und die großen Kinder (12 und 13) erst kürzlich zum Vater zogen. Nachdem sie 10 Jahre bei mir waren. Es war ihr Wunsch.

    Vielen Menschen kommt gar nicht, in den Sinn, dass sowas keine leichte Entscheidung ist, dass es weh tut
    Die sehen nur „lässt ihre Kinder im Stich. Hat keinen Bock auf ihre Kinder. Will frei sein.“

    Wenn so ein Artikel veröffentlicht wird, bei dem klar ist, dass er die Leser spaltet, muss man auch dafür sorgen,dass die Kommentare moderiert werden. Urbia hat da wohl was unterschätzt.

    Lass dich jedenfalls nicht unterkriegen. Deine Kinder zeigen ja, das diese Lösung gut ist.

    Liebe Grüße, Jane

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Hallo Jane,

      ja, das stimmt, vielen kommt das gar nicht erst in den Sinn. Deshalb schreibe ich darüber und mache das öffentlich. Weil ich hoffe, dass das langfristig ein Anders-denken bringt.

      Danke für deinen spannenden Kommentar und den Zuspruch. Es sieht so aus, als würdet ihr euch auch sehr gut damit auskennen, was einem so begegnen kann.

      Alles Gute.

  4. lnmyschkin schreibt:

    Als Vater der getrennt von der Mutter lebt möchte ich einfach ein bischen Solidarität zeigen hier. Es geht auch anders als das „klassische“ System. Hauptsache man ist für die Kinder da.
    Väter können das! Warum sollen sie also höchstens Wochenendpapas sein?
    Also auch von mir ein Pfui bei den von dir gezeigten Kommentare.

  5. just a thought schreibt:

    selbes modell wie ihr, allerdings mit sehr viel anwesenheit von mir in der „alten“ whg. dh. tatsächlich familienleben mit dem expartner und den kindern. lange rede kurzer sinn: mein kollege nannte mich heute polygamistin. auf mein entsetztes nachfragen was er denn damit meine, sagte er naja das sei ja nicht normal wie wir getrennt wären und dann hätte ich ja auch noch einen neuen partner…..

    das hängt mir nach wie dir dieses pfui. aber ich vermute es ist einfach so, dass alles abseits der gesellschaftlich definierten norm angst macht und erstmal abgelehnt wird. ich bin es so leid ständig zu erklären (was eh oft genug eine verkappte rechtfertigung ist wennnich ehrlich bin) wie wir warum leben. und dann denke ich immer wieder: aber wenn nur ein sich trennendes paar dabei ist, dass das hört und auch den mit findet neue wege zu gehen, bez. andere wege. dann wars das schon wert. denn unsere kinder wachsen und gedeihen so gut in unserem modell….

    schlag dir das pfui bitte wieder aus dem kopf, es gehört dort nicht hin ❤

    all mein respekt für dich und euch!

  6. Anja schreibt:

    Wir sind zwar nicht getrennt, aber ich arbeite Vollzeit und der Vater der vier Kinder Teilzeit. Ich habe regelmäßig Anfälle, wenn wieder mal gefragt wird „Wie machst DU das denn?“ (und kommentiert wird: „Toll, dass er Teilzeit macht“) Niemals wird ein Vater gefragt, der Vollzeit arbeitet, wie er das macht, niemals wird einer Mutter in Teilzeit gesagt, dass es toll ist, dass sie Teilzeit macht. Wieso zum Geier? Es kommt einfach in vielen Köpfen nicht vor, dass es auch anders geht. Allein der Gedanke daran scheint völlig abwegig. Bei euch ist es ja noch ungewöhnlicher und da scheinen viele nicht drauf klar zu kommen – manchmal denke ich, es ist der Neid, dass es auch anders geht und offenbar auch noch klappt, denn viele scheinen mit dem klassischen Modell nicht so richtig glücklich zu sein, wagen aber nicht mal gedanklich andere Modelle.
    Lange Rede, kurzer Sinn: weg mit dem pfui, her mit einem „TOLL, ES KLAPPT!“

  7. Carmen Peetz schreibt:

    Ich kenne diese Blicke und dieses Wegrücken auch. Unser Sohn ist wechselweise eine Woche beim Papa und eine Woche bei mir. Es fällt mir schwer. Ich vermisse mein Kind. Doch er möchte Papa und Mama haben. Und wir versuchen es so gut wie uns möglich den Rhythmus und die Dauer an sein Wohlbefinden anzupassen. Ich hätte ihn gern mehr bei mir, auch weil beim Papa manches meiner Meinung nach nicht gut läuft. Aber solang mein Sohn es möchte, bleibt es so. Es ist schwer aus dem Rahmen der Norm zu fallen und zu sagen, das ist gut so, wenn man immer wieder diese Ablehnung spürt.
    Ich finde, du machst das richtige. Du bist für deine Kinder da und present. Du bist weiterhin mindestens genauso Bezugsperson wie der Vater. Geb nicht so viel auf die Meinung anderer, ich versuche es auch immer.

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Das klappt oft wirklich gut. Aber manchmal eben nicht. Und gerade heute dachte ich, ich schreib auch mal darüber. Und ganz offensichtlich treffe ich damit einen Nerv.

      Dir ebenfalls gute Nerven.

  8. Barbara schreibt:

    Liebe Tina,
    ich bin schon lange eine stille Leserin Deines Blogs und ich mag es sehr, wie umsichtig und reflektiert Du über das schreibst, was Dich bewegt.
    „Walk in my shoes for a while“: Das ist etwas, was viele Menschen nicht zu können scheinen. Denn wenn sie das auch nur für eine Weile täten, würden sie feststellen, dass die Dinge vielschichtig und eben nicht schwarz oder weiß sind. Und oftmals in der Realität anders, als sie dachten, dass sie sein würden, bevor sie selbst in eine solche Situation kamen.
    Im Urteilen sind viele schnell, im Nachdenken und im Perspektivenwechsel offensichtlich nicht.
    Das ist nicht Dein Fehler, es ist ihrer.
    Ich lese gerne bei Dir, gerade weil Du um den passenden Weg ringst und es Dir eben nicht leicht machst. Heraus kommen nachvollziehbare Entscheidungen von großer Klarheit, vor denen ich großen Respekt habe.
    Danke, dass Du diese Gedanken teilst.
    Alles Liebe
    Barbara

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Liebe Barbara. Danke, dass du heute nicht still warst. Ich liebe es, wenn jemand, der schon lange mitliest, sich dann doch irgendwann zu Wort meldet. Ganz besonders, wenn es dann noch so wohlwollend und -tuend ist. Dankeschön.

  9. heikoerhardt schreibt:

    Liebe Tina,
    Du hast Dich entschieden, Deine Ansichten öffentlich zu machen. Gut so.
    Das trägt zur Vielfalt der Meinungen zu dem Thema bei.
    Manche Leute finden Deinen Weg gut, manche nicht. Mit Gegenwind – auch wenn er in eher unqualifizierter Form geäußert wird – musst Du rechnen.
    Ich wünsche Dir die Zentriertheit, andere Meinungen einfach mal stehen zu lassen und sie nicht zu verurteilen. Deine Aussagen stehen für sich selbst. Die Wertung soll jeder für sich selbst vornehmen. Wenn Du das tust, schränkst Du damit den Prozess der Meinungsbildung ein – und begibst sich Dich implizit auf das Niveau, das Du verurteilst. Einfach nicht nötig.
    LG
    Heiko

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Lieber Heiko,

      diese Zentriertheit scheint mir ein hohes Gut zu sein. Und witzigerweise verlangt genau diese eine Toleranz, die mir nicht entgegen gebracht wird. Das macht es nicht unbedingt leichter.

      LG. Tina

    • kiddothekid schreibt:

      Lieber Heiko,
      in meiner Welt sind Beschimpfungen wie „Pfui“ oder „Ekelhaft“ keine Meinungen. Es sind unreflektierte Impulse missgünstiger Natur.

      Und die von Dir erwähnte Meinungsvielfalt – muss man wirklich zu allem eine Meinung haben und äußern? Eine unsachliche, stark wertende und verletzende „Meinung“? Zu Themen, von denen man überhaupt keine Ahnung hat? Ich frage mich und Dich: Wer hat davon was?

      LG
      Liz

  10. Jeannine schreibt:

    Ich liebe diesen Text. Und es tut mir leid, dass du solche Kommentare ertragen musstest Bzw dank Urbias Unfähigkeit leider noch immer musst. Viele Menschen sind sehr gut darin, andere zu verurteilen. Noch bevor sie überhaupt den Besen in die Hand genommen haben, um vielleicht zumindest ansatzweise vor der eigenen Haustür zu kehren. Ich wünsch dir und deinen Lieben alles gute – und dir weiter gute Nerven!

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Dank dir Jeannine. Ich muss lernen, das nicht so an mich heran kommen zu lassen. Und ich werde mich auch nicht mehr an solch einer Stelle öffentlich hinstellen. Der Ort hier sollte reichen 🙂

      LG. Tina

  11. Liane Brennenstuhl schreibt:

    Liebe Tina,
    es ist unglaublich, was sich andere leute anmaßen. Wie schnell jemand vorverurteilt wird. Wie wenig Menschen bereit sind zu reflektieren, was nicht ins eigene Weltbild passt.

    Unterirdisch, dass die Kommentare bei Urbia nicht moderiert werden, die so verletzend sind. Ein Pfui! mag harmlos klingen, im Vergleich zu anderen Flüchen und Schimpfwörtern, aber bei einem so persönlichen Thema trifft es bis ins Mark.

    Ich würde dir gerne wünschen, es nicht an Dich heran zu lassen, aber zu spät. Und dein Traum zeigt, wie tief der Kommentar ins Herz ging. Ich würd ihn gerne herausheilen, denn so etwas hat niemand verdient. Aber das Internet ist in diesem Sinne böse. Vorverurteilung findet schneller statt, als man einen Artikel schreiben kann. Und vor allem ist sie immun gegen Erklärungen und Argumente.

    (Kleiner Abstecher: ich musste meine Katze hergeben, nach 4,5 Jahren. Sie kam mit den Veränderungen im Umfeld nicht klar. Nach über 25 Jahren Erfahrung als Katzenhalter – war das ein Shitstorm auf Facebook. Ich hab mir die Mühe gemacht mit zwei Damen privat zu schreiben, und tatsächlich kam dann Verständnis – aber erstmal draufhauen! Auch das tat weh – und hier geht es „nur“ um eine Katze.)

    Ich bin dir noch immer sehr dankbar für deine Artikel im Blog, für dein Erzählen, dein Aufklären und das Zusammenführen von Frauen in ähnlichen Situationen. Nimm dies und die vielen vielen anderen positiven Zusprüche mit in deine Nächte. Und schließe Urbia.

    Liebe Grüße

    Liane

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Liebe Liane,

      danke für diese schöne Rückmeldung. Ich freue mich sehr, wenn meine Texte genauso ankommen, dann hat das alles nochmals einen besonderen Wert. Ich denke, es ist einfach eine sehr harte Lektion, so sehr in auch zu ruhen, dass all das einen nicht erschüttert. Im Moment kann ich das noch nicht, aber schon sehr oft. Das wird. Weil ich nicht allein bin und weil ich jedes Mal dazu lerne.

      LG. Tina

  12. Nicole Reichhold schreibt:

    Hallo Tina,
    Ich bin die Kräuterpädagogin in dem Urbia Artikel und verstehe dein Entsetzen über die verurteilenden Kommentare. Ich habe sie überflogen und festgestellt, wie sie mich nicht im geringsten berühren und verletzen. Ich weiß für mich, was durch meine Entscheidung alles entstanden ist und sehe mit Liebe und Stolz auf meine Kinder. Diesen Schritt zu wagen, 350km weiter weg zu ziehen, brachte uns auf eine ganz eigene Weise näher zusammen und ermöglichte uns allen Wachstum und Entwicklung. Ich für mich weiß, dass dieser Weg ein guter Weg ist. Das alleine zählt. Keiner, der diese Tiefen des Seelenschmerzes nicht erfahren und gelebt hat, kann sich hier eine Meinung bilden, die konkruent ist. Aus diesem Grunde tangiert mich ein „Pfui“ oder ein anderer ächtendes Kommentar in keinster Weise. Das eröffnet in mir eine Stärke, Selbstbewusstsein, Weite und Zufriedenheit. Was meine Kinder erleben dürfen ist Authentizität. Die sie in mir als Vorbild sehen. In ihnen ist so viel Bewusstsein entstanden, was Liebe und Wahrheit anbelangt, dass ich sicher bin, in ihnen den Mut aktiviert zu haben, auf Ihr Herz zu hören, sich frei zu machen, von den Dogmen unserer Gesellschaft. Und glaub mir, das war ein jahrelanger Gang… Ich sehe jetzt, was ist. Und das ist wunderbar!

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Liebe Nicole. Ich beneide dich um deine Gelassenheit und innere Ruhe und Stärke. Danke für deinen schönen Kommentar, den ich mir sicher noch oft heranziehen werde. Da möchte ich hin. Ganz liebe Grüße und alles Gute.

  13. just a thought schreibt:

    so gehts mir auch – den bewahre ich im herzen, den kommentar. alleine über die schlagwörter wahrheit, authentizität und dogmen liesse sich in diesem kontext ein ganzes buch schreiben.

  14. just a thought schreibt:

    oh kommentar weg 😦 dann nur kurz: danke nicole für deine worte!

  15. Claudia schreibt:

    Hallo Tina,
    immer wieder lese ich in Deinem Blog und jedes Mal wieder weiß ich, warum ich es tue. Ich danke Dir für Deine Offenheit, auch Dein Entsetzen über die Reaktionen in jenem öffentlichen Raum zu teilen. Wie Du in Deinem Leben nachdenkst und Entscheidungen triffst, berührt mich jedes Mal aufs Neue. Und ich bin mir sicher, dass Du und der Vater Eurer Kinder das Beste – für Euch alle – gewählt hast, dass Ihr alle damit gesund leben könnt. Dass dies einfach ist, sollte niemand behaupten. Und noch ein Gedanke: Dogmen loszulassen bedeutet nicht, Menschen zu verlassen, im Sinne von im Stich lassen.

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Liebe Claudia. Ich bin gerade so berührt über die vielen schönen Worte und Gedanken, die mich erreichen. Und auch darüber, dass sich sonst stille Leser melden und mir mit ihrem Kommentar ein tolles Zeichen geben. Das gibt mir sehr viel Kraft und führt dazu, dass ich seit gestern wieder stärker werde und sicherer. Dafür bin ich sehr dankbar und es ist eine sehr schöne Erfahrung, so viel für die Offenheit zurück zu bekommen. Deshalb danke für deine Worte, sie bedeuten mir viel. LG. Tina

  16. anti schreibt:

    Mir fehlt der Blick, den die Kinder auf alles haben. Du schreibst: „Es ist nichts – gar nichts! – passiert. Denn meine Kinder lachen, singen, malen bunte Bilder.“
    Und das, dass gar nichts passiert sein soll, das kann einfach nicht wahr sein. Denn es ist tatsächlich etwas passiert. Wenn nichts gewesen wäre, wäret ihr immer noch zusammen und glücklich. Etwas ist passiert.

    Du negierst einfach, dass es eine Veränderung gegeben hat. Und dieser Irrtum lässt mich dann an allem anderen, was du so beurteilst, auch zweifeln. Etwas ist passiert. Etwas, das deine Kinder sehr getroffen haben könnte, ob du das nun willst oder nicht. Lass das mal an dich ran.

    Kann ja sein, dass du keine andere Möglichkeit hattest. Aber es ist nicht nichts passiert.

    Nebenbei: Man hat mir damals die Trennung meiner Eltern nicht angemerkt, und hätte man mich gefragt, hätte ich allen gesagt, alles wäre in Ordnung. Besser so, als die ewigen Streitereien. Im Nachhinein muss ich zugeben, dass es eine ganze Menge mit mir gemacht hat.

  17. die Sammlerin schreibt:

    Hallo Tina, gerade habe ich mir Dein Video TEDx-Talk angeschaut und ich bin noch ganz geplättet

    . Ich hätte mir vor zwölf Jahren so ein Gespräch mit dem Vater meiner drei großen Kinder gewünscht, doch bei uns war alles anders. Hut ab vor Dir und dem Vater vor dieser Leistung, das Wohl der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Das schaffen nicht allzu viele. Und genau die sind es dann auch, die so aggressiv reagieren – glaube ich. Die Grenzen in ihrem Kopf sind so eng, Es gibt so viele Lebensmodelle und doch hält die „Masse der Gesellschaft“ an einem festgefahrenen Modell, das weder der Arbeitswirklichkeit noch der Lebenswirklichkeit 2017 entspricht, fest.

    Natürlich können wir als Eltern nicht wissen, was die Trennung und die Veränderung mit unseren Kindern macht. Meine Kinder sind erwachsen und sind nicht bereit darüber zu sprechen. Mein heute große Tochter hat mir in den ersten Jahren immer vorgeworfen, dass ich Schuld bin , dass sie ihr Haus – ihre Tiere – ihre Freunde verloren hat. Und ich habe mich immer schuldig gefühlt . Um dieses Gefühl zu kompensieren, habe ich in Gedanken und sicher auch in Worten, dem Vater die Schuld gegeben . ( Ja – ich weiß, man sollte das nicht. Aber manchmal – bis heute – kann ich nicht aus meiner Haut. ) Meine heute siebenjährige Tochter wirft mir auch vor, dass ihr Vater sich nie bei ihr meldet. Und wenn dann nur selten. Auch für sie bin ich Schuld.

    Du schaust den Menschen nur vor den Kopf und in den sozialen Medien, siehst du den noch nicht mal.

    Ich bin heute zum ersten Mal hier und werde wieder kommen.

    Danke für Deine Offenheit.

    die Sammlerin

  18. Constanze schreibt:

    Liebe Tina,

    heute habe ich deine Seite besucht, um dir zu danken für dein „das macht etwas mit einem“ aus deinem Video und dann lese ich diesen Blogbeitrag.

    Ich wünsche mir oft, über Dingen zu stehen, besonders, wenn ich sie rational begreifen kann oder wenn es Themen sind, bei denen mir mein Weg besonders am Herzen liegt. Früher habe ich gedacht, wenn man überzeugt wäre, würden einen bösartige Kritik, Herablassung usw. nicht treffen.

    Seitdem ich dein „das macht etwas mit einem“ im Herzen hab, kann ich mit solchen Dingen anders umgehen. Ich gestehe mir zu, dass es mich trifft. Ich gehe mitfühlend mit mir selbst um. Und ich bin entschiedener, mir so etwas nicht zu geben, mich, wo es geht, gegen so etwas zu schützen. Paradoxerweise gelange ich durch dieses Annehmen meiner Verletzlichkeit viel direkter zum „Drüberstehen“ (bewusst in Anführungszeichen, es passt nicht ganz) als wenn ich mir selbiges verschreibe.

    Danke, für Deine Offenheit, getroffen zu sein. Stinkwütend zu sein. Es tut so gut, sich zu sagen, ich bin mit solchen miesen Energien konfrontiert und das macht etwas mit mir. Puuh.

    Liebe Grüße
    Constanze

    • vomwerdenzumsein schreibt:

      Oh Constanze. Ich danke dir von Herzen für deine Zeilen. Das ist genau das, wofür ich schreibe. Ich freue mich sehr. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast und toll, was du für einen Weg gehst. Und ja, das ist auch meine Erkenntnis. In den Spiegel schauen und sich dem zu stellen, was man da sieht, macht einen stärker. Ehrlich zu sein, zu sich ganz besonders, aber auch im Außen macht nicht angreifbar wie ich immer dachte. Es macht stark, nicht für immer und alle Zeit und jede Situation, aber in der Basis. Und das schafft in mir eine Gewissheit, vieles zu schaffen, dass ich furchtloser werde und das schafft Frieden und Freiheit.
      Viele Grüße und dir alles Gute

  19. Cassi schreibt:

    achja…Gedanken sind frei und schwer zu kontrollieren, ich weiß, ich weiß…aber:
    es! sind! Internet! Idioten! (und reale und auch hier lässt sich vom IQ nicht auf den EQ schließen) und es ist nicht okay das sie mit ihren Stimmen so viel lauter schreien als die positiven, lies dir lieber diese noch mal durch und gib denen die Aufmerksamkeit, sie haben es viel mehr verdient…

    bei mir übrigens klassisch, er das Kind alle 14 Tage, die Gesellschaft hat bei mir kein Verständnis das ich mal erschöpft bin, er wird in den Himmel gelobt für die Obhut und die anstrengende Vereinbarkeit von Kind und Job…es wäre also nicht anders, wenn es anders wäre, nur die Themen ändern sich, es ist/war/und bleibt deine Entscheidung und nur du und deine Familie muss damit glücklich sein…

    ich bin ja eher so Misanthrop, das hilft bei sowas durchaus ein wenig…

  20. Pingback: Linktipps #16 – Meine Blogfunde im Juli 2017 - Mama geht online

  21. May schreibt:

    Danke, dass du deine Erfahrungen teilst, eben um zu zeigen, es geht auch so.

    Im ersten Moment würde ichs ich sagen „nie könnte ich ohne meine Kinder leben“ und im nächsten Moment weiß ich aber, dass ich für meine Kinder nur das Beste will. Woher soll ich wissen, ob das nicht auch sein könnte, irgendwann beim Papa zu leben?

    Egal in welcher Situation man selbst ist, andere zu verurteilen, die niemandem bewusst Leid zufügen (und genau das tust du NICHT!) ist falsch.

    Nochmal Danke.

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